Wochenmarkt Pliezhausen

Nachricht

Die aktuelle Situation in der Kindertagesbetreuung in unserer Gemeinde oder „Navigieren im Dilemma“


Der Schwerpunkt der kommunalpolitischen Arbeit in unserer Gemeinde lag in den vergangenen Jahren im Bereich „Bildung und Betreuung“. Mit Investitionen im zweistelligen Millionenbereich wurden schon vor Inkraftsetzen von Rechtsansprüchen die Voraussetzungen dafür geschaffen, eine ausreichende Zahl qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze in Krippen, Kinderhäusern und in den Schülerhorten zur Verfügung stellen zu können. Die Betriebskosten in der Kindertagesbetreuung machen über 25 % des gesamten Haushaltsvolumens der Gemeinde Pliezhausen aus. Und mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagesförderung in den Grundschulen ab dem Jahr 2026 stehen weitere personelle, organisatorische und finanzielle Herausforderungen ins Haus.

Bis 2018 gab es in Pliezhausen ein voll ausgebautes Angebot mit Betreuungszeiten von 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr in allen Einrichtungen. Die Fallhöhe war daher sehr groß. Die Auswirkungen der strukturellen Bevölkerungsentwicklung sowie der Coronazeit haben deutliche Spuren hinterlassen. Die angespannte Situation auf dem Fachkräftemarkt, die ansteigenden Kinderzahlen sowie die hohen Krankenstände bringen die Gemeinde in eine Schieflage, die trotz intensiver Bemühungen in der Personalakquise und vielfältiger persönlicher Kontakte mit den Fachschulen und darüber hinaus nicht behoben werden können. Es wurde eine ausreichende Zahl an Plätzen geschaffen, die aber wegen fehlenden Personals nicht angeboten werden können. Und die Situation ist in den umgebenden Gemeinden nicht wesentlich anders, da es sich um ein strukturelles Problem handelt. Alle Branchen kämpfen auf dem Arbeitsmarkt um den Nachwuchs in den geburtenschwachen Jahrgängen und auf den Arbeitskräften in der Familiengründungsphase lastet ein hoher Druck zur Rückkehr in den Beruf. Mit der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge bleibt eine weitere Verschärfung der Probleme in den nächsten Jahren zu erwarten. Dass Pliezhausen mit diesem Problem nicht allein dasteht, kann man täglich in der Zeitung lesen.

Als Vorbemerkung sei erwähnt, dass die Betreuungszeiten, die (täglich) angeboten werden können, rechtlich an den zur Verfügung stehenden Fachkraftschlüssel gebunden sind. Und dass die Gemeindeverwaltung sehr viel Zeit, Kreativität und Energie in die verschiedensten Wege der Personalakquise und Personalbindung steckt. Dennoch gelingt es nicht mehr, Personalabgänge zeitnah oder teilweise überhaupt zu kompensieren. Dazu kommt, dass weitere situative Einschränkungen des Angebots durch hohe Krankenstände entstehen.

Derzeit können in allen Einrichtungen im Gemeindegebiet, die kirchlichen eingeschlossen, lediglich Betreuungszeiten im Regelfall von 7.00 Uhr bis 14.00 Uhr angeboten werden. Einzelne Häuser müssen durch die personelle Situation vorübergehend weitere Einschränkungen machen (z.B. Kinderhaus Regenbogen oder ev. Kinderhaus Gniebel). In der Personalgewinnung liegt die Priorität auf der Sicherung dieser Betreuungszeiten. Eine Rückkehr zu den Betreuungszeiten von 2018 ist beim aktuellen Fachkräftemarkt, bei Nutzung aller Kompensationsmaßnahmen, die die Politik anbietet, sowie bei der aktuellen Entwicklung der Kinderzahlen nicht realistisch. Die kommunalpolitische Zielrichtung bleibt, möglichst vielen Kindern einen Platz anbieten zu können. Dazu muss in Kauf genommen werden, dass die Betreuungstiefe (Ganztagesangebot) zu Lasten der Betreuungsbreite auf absehbare Zeit reduziert bleibt. Daher werden mögliche Personalgewinne vorrangig den Ü3-Einrichtungen zugutekommen müssen, selbstverständlich ohne den Bedarf in allen Häusern aus dem Auge zu verlieren. Wichtig ist hierbei auch, dass das es im Betreuungsangebot von der Krippe bis zum Schülerhort möglichst keine Brüche geben sollte.

Die Gemeindeverwaltung ist sich im Klaren darüber, dass das nicht das aus Elternsicht Erforderliche oder Wünschenswerte ist. Die Rahmenbedingungen sind aber so schwierig und ernst, dass das Machbare im Fokus ist. Es wird das Möglichste getan, um die Kinderbetreuungseinrichtungen verhältnismäßig stabil durch das aktuelle Dilemma zu navigieren.